Der Bäcker und das tägliche Brot
Man stelle sich vor: Ein fleißiger, kleiner Bäcker versorgt seit Jahrzehnten seine Kunden mit Brot. Doch eines Tages (wegen Politik, Krieg und Börsenspekulanten) steigt plötzlich der Preis für Mehl um das Fünffache. Der Bäcker, der schon immer sehr vorausschauend für seine Kunden gewirtschaftet hat, hat zum Glück Reserven angelegt, sodass er auch weiterhin Brot für seine treuen Kunden zu einem vernünftigen Preis anbieten kann.
Doch die Bäckereikette, die überall Backshops betreibt und nicht vorgesorgt hat, müsste plötzlich ihr gesamtes Mehl zu viel höheren Preisen einkaufen – und das ist nicht lukrativ genug. Also schließt der Backshop kurzerhand. Die Kunden, die nun dort kein Brot mehr kaufen können, stürmen zum örtlichen Bäcker. Doch dieser hat nicht genügend Brot und nicht genügend Mehl für die zusätzlichen Kunden, das konnte er nicht einplanen.
Pech für die Kunden, würde man sagen, aber nein: Der Gesetzgeber in unserer Geschichte schreibt dem örtlichen Bäcker nämlich vor, dass er alle Kunden mit Brot versorgen muss. Also muss der Bäcker zusätzliches Mehl zu völlig überteuerten Preisen kaufen – seine gesetzlichen Verpflichtungen lassen ihm keine Wahl. Also muss er das Brot ab jetzt viel teurer verkaufen. Seinen treuen Kunden gegenüber findet er das nicht fair und deshalb verkauft er ab sofort Brot zu zwei verschiedenen Preisen: ein günstiger Preis für seine treuen, langjährigen Kunden und ein höherer Preis für all die Kunden, die früher lieber im billigen Backshop eingekauft haben.
Aber auch hier hat der Gesetzgeber Einwände: Alle Kunden müssen Brot zum gleichen Preis kaufen können. Also muss der Bäcker nun noch einmal neu kalkulieren: Das günstige Mehl, das er für seine Dauerkunden eingeplant hatte und das fünfmal teurere Mehl, das er für die neuen Kunden dazu kaufen musste, ergeben einen Mischpreis und deshalb muss er jetzt für all seine Kunden den Preis für das Brot erheblich anheben.
Als nach Monaten endlich der Einkaufspreis für Mehl wieder sinkt, eröffnet die Filialbäckerei plötzlich wieder und bietet billiges Brot an, als wäre nie etwas gewesen. Der Bäcker kann aber seine Preise noch nicht senken, denn er hat ja noch das viel teurere Mehl auf Lager, das er wegen der zusätzlichen Kunden unplanmäßig einkaufen musste. So manch einen Kunden interessiert das nicht: Er will unbedingt seinen eigenen Vorteil durchsetzen und kauft ab sofort sein Brot wieder im Backshop. Die treuen Kunden bleiben, auch wenn sie vorübergehend wegen der Filialbäckerei und deren Kunden für ihr Brot mehr zahlen müssen.
Natürlich geht es in dieser Geschichte nicht um Bäcker, Brot und Mehl: Es geht um Strom, Börsenpreise, verantwortungslose Großanbieter und Wechselkunden. Es geht darum, wie die Mechanismen am Energiemarkt die Krise verstärkt und einige Wenige sie ausgenutzt haben. Anfang 2022 haben Energieriesen ihren Kunden gekündigt und diese im Stich gelassen. Heute werben sie mit günstigen Strompreisen. Aber wir versichern Ihnen: Diese Unternehmen haben kein Interesse an Ihrer Versorgung, sie wollen sich nur an den jeweils aktuellen Marktkonditionen bereichern. Wir dagegen sind hier vor Ort und wir haben alles dafür getan, die Strompreise so lange wie möglich niedrig zu halten und nun so schnell wie möglich wieder zu senken. Und wir danken all unseren langjährigen Kunden für ihre Treue.